HUNDEGESETZ Der Zürcher Kantonsrat will das vor knapp acht Jahren eingeführte Hundekursobligatorium für Besitzer grosser Hunde wieder aus dem Gesetz streichen. Diese Tatsache löst bei den Hundeschulen um den Zürichsee gemischte Gefühle aus. Die Reaktionen reichen von Unmut bis Begeisterung.
Im Jahr 2010 griff der Kanton Zürich durch: Er verdonnerte Hun- dehalter grosser Hunde per Gesetz dazu, praktische Hundekur- se mit ihrem Vierbeiner zu absolvieren. Konkret waren dies ein Welpen- und Junghundekurs, die es zu besuchen galt. Diese Pflicht gehört nun bald der Vergangenheit an: Anfang Woche strich der Kantonsrat diesen Passus wieder aus dem Gesetz. Die Hundekurs- pflicht fällt künftig für alle Hundebesitzer weg – so denn der Entscheid in der Schlussabstimmung des Kantonsrats in vier Wochen final bestätigt wird.
Die 2008 auf Bundesebene zusätzlich eingeführte Pflicht für Hundekäufer, einen Theoriekurs, den sogenannten Sachkundenachweis (SKN) zu absolvieren, kippten die eidgenössischen Räte bereits 2016 wieder aus dem Bundesrecht. Zurück geht die einst eingeführte Hundekurspflicht – sowohl auf Kantons- wie auch auf Bundesebene – auf einen tragischen Vorfall aus dem Jahr 2006. Damals bissen im zürcherischen Oberglatt drei Pitbulls einen sechsjährigen Jungen auf dem Weg in den Kindergarten zu Tode.
Hundeschulen tangiert
Die Aufhebung des Hundekursobligatoriums hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf Hundebesitzer. Es tangiert auch die Hundeschulen, die diese Kurse bis anhin angeboten haben.
Freudig über den Entscheid des Kantonsrats, die Hundekurse künftig nur noch freiwillig zu absolvieren, zeigt sich Heidi Dürst, Übungsleiterin beim Hundesport Zollikon: «Das alles hat nur viel gekostet und nichts gebracht», sagt sie. Auch die Abschaffung des theoretischen SKN auf Bundesebene begrüsst Dürst: Es habe viele Übungsleiter gegeben, die den SKN unterrichteten, «jedoch keine Ahnung hatten». Die Übungsleiterin aus Zollikon begründet das von ihr geortete Unwissen jener SKN-Kursleiter damit, «dass viele ihr Wissen in einer privaten Hundeschule erworben haben, jedoch zu wenig praktische Erfahrung mit Hunden vorweisen können».
André Meyer, Präsident des Kynologischen Vereins Zürichsee linkes Ufer, bedauert den Ent- scheid des Kantonsrats einer- seits: «Durch die Kurspflicht hat sich meiner Meinung nach das Bewusstsein der Hundehalter gegenüber der Gesellschaft sicherlich geschärft.» Andererseits kann Meyer den Entscheid des Kantonsrats auch nachvollziehen: «Hundebesitzer zu Kursen zu zwingen, bringt letzten Endes auch nicht viel.»
Damit Hundebesitzer künftig trotzdem zu Kursen mit ihren Hunden motiviert werden könn- ten, findet André Meyer: «Die kynologischen Vereine und Hundeschulen sollten gezielt und be- wusst den Kontakt mit der Bevölkerung und den Behörden suchen – beispielsweise an öffentlichen Anlässen.»
Kein nachweisbarer Nutzen
Dass ein Kurs keinen nachweis- baren Nutzen bringe, befanden am Montag SVP, FDP und CVP. Sie stimmten dem Minderheits- antrag der vorberatenden Sach- kommission zu, die Kurspflicht für immer abzuschaffen. Der Rat stimmte mit 88 zu 84 Stimmen für die Abschaffung. Das Gesetz habe sein Ziel verfehlt, betonte die CVP am Montag in der kantonsrätlichen Debatte. Die Zahl der Beissvorfälle sei mit dem Kursobligatorium nicht zurück- gegangen. Auch fiel das Argu- ment seitens der SVP, dass, wer verantwortungsvoll sei, diese Kurse auch ohne Pflicht besuche.
Diese Aussage deckt sich mit den Erfahrungen von Marcel Meyer, Inhaber und Kursleiter der Horgner Hundeschule Happy Dog. «Bereits vor der Verschärfung des Gesetzes haben sich sehr viele Hundebesitzer um das Erlernen eines korrekten Umgangs mit ihrem Hund bemüht», sagt Marcel Meyer. Auch hat der Hundeexperte auf den Spaziergängen mit seinem eigenen Vierbeiner beobachtet, dass sich in den letzten Jahren «vieles verbessert hat». Und so kann er den Entscheid des Kantonsrats gemäss eigenen Angaben im Endeffekt doch nicht ganz nachvollziehen.
Auch wenn die Hundekurse nun auf Freiwilligkeit basieren, hält der Verein Hundesport Pfannenstil am bisherigen Kursangebot fest: «Wir werden die bis anhin obligatorischen Welpen- und Junghundekurse auch weiterhin anbieten», sagt Ruth Sonderegger, Präsidentin des Vereins. Denn dass ein Junghund gut sozialisiert werde, sei auch in Zukunft wichtig. «Und das werden die Leute schon merken.» Hundeexperte André Meyer schlägt zudem vor, dass der Kanton und die Gemeinden künftig jene belohnen sollen, die sich freiwillig weiterbilden. «Zum Beispiel könnte für diese Hundebesitzer als Anreiz die Hundesteuer massiv gesenkt werden.»
Mirjam Panzer Zürichsee-Zeitung vom 17. Januar 2018